www.guitarquartet.ch

Jubiläumsprojekt 20+

Eos Guitar Quartet 20+

Seien wir ehrlich: Die schönsten Geschenke sind doch oft die, die wir uns selber machen. Doch was schenkt sich ein Gitarrenquartett zum 20-jährigen Bühnenjubiläum? Der Vergleich sei erlaubt: Was schenken sich Eheleute nach 20 Jahren? Eine Reise vielleicht ins Unbekannte, auf der man Vergangenes Revue passieren lässt und sich die gemeinsame Zukunft ausmalt? Oder doch lieber etwas Praktisches? Das Eos Guitar Quartet jedenfalls – obwohl durchaus auch praktisch veranlagt – entschied sich gegen neue Notenständer und für die Abenteuerreise. Selbstredend eine auf 24 Saiten.

20 Miniaturkompositionen sollten es werden von 20 verschiedenen Komponisten. 20 vergangene Jahre sollten gefeiert, der Schritt in die nächsten 20 gemacht werden. Denn: 20 Jahre Eos sind nicht genug. Das Projekt «20+» war geboren. Mitgemacht haben schliesslich 21 Musiker aus aller Welt – eben 20+. Einzige Auflage an die Komponisten war ein thematischer Bezug zur mythologischen Eos, der griechischen Göttin der Morgenröte und deren Weggefährten, sowie eine zeitliche Beschränkung auf zwei bis drei Minuten. Eigentlich ziemlich mutig, das Ganze: Was, wenn keiner mitmacht? Oder sich keiner an die Auflagen hält? Was tun, damit aus den Einzelkompositionen kein Flickenteppich entsteht, sondern ein musikalisches Gewebe, gemacht für eine Göttin der Morgenröte?

Von den 21 Titeln nehmen über die Hälfte Bezug auf Eos und ihre Entourage, entweder direkt namentlich (Doran, Gruntz, Muthspiel, Turkmani) oder sie thematisieren Morgenröte und Tagesanbruch (Assad, Frith, Pujol, Rodríguez). So bezieht sich der Argentinier Pujol mit «Naranjas urbanos» – etwa «urbanes Orange» – auf die Stimmung und die Farbe (schmutziges Grauorange), die den Himmel über Buenos Aires bei Tagesanbruch überzieht. Assad wiederum erweckt in seiner «tropischen Morgendämmerung» die Stimmen der ersten Vögel im brasilianischen Urwald. Frith aquarelliert in «Fáir» eine leise isländische Morgenstimmung. Auch die Winde, darunter Notos und Boreas, Söhne der Eos, hauchen drei Kompositionen Leben ein (Baumann, Brouwer, Favre). Bei vier Stücken schliesslich handelt es sich nicht um Originalkompositionen für das Eos Guitar Quartet; die Komponisten haben die Stücke aber speziell für das Quartett neu arrangiert (Camilo, Gismonti) oder sie haben Eos explizit erlaubt, schon bestehende Musik zu bearbeiten (de Lucía, Vollenweider). Weitere Details zu den einzelnen Stücken und Infos zu den Komponisten finden sich auf www.guitarquartet.ch.

Die schönsten Geschenke sind die, die wir uns selber machen. Und natürlich die, von denen auch andere etwas haben – das beweist die vorliegende Aufnahme. Wir dürfen wohl gespannt sein auf «Eos – 30+»!     Ruth Hafen

 

EOS VARIATIONS, Komponisten:
Sérgio Assad (Brasilien)
Christoph Baumann (Schweiz)
Leo Brouwer (Kuba)
Michel Camilo (Domenikanische Republik)
Christy Doran (Schweiz/Irland)
Roland Dyens (Frankreich)
Pierre Favre (Schweiz)
Fred Frith (England)
Egberto Gismonti (Brasilien)
George Gruntz (Schweiz)
John Anthony Lennon (USA)
Paco de Lucía (Spanien)
John McLaughlin (England)
Wolfgang Muthspiel (Österreich)
Máximo Diego Pujol (Argentinien)
José Antonio Rodriguez (Spanien)
Mike Stern (USA)
Ralph Towner (USA)
Mahmoud Turkmani (Libanon)
Alexander Vinitsky (Russland)
Andreas Vollenweider (Schweiz)


::