kritiken
Hörgenuss Ein Konzert des EOS Guitar Quartet Unglaubliche Präzision und Konzentration
15.05.2009
Das bekannte EOS Guitar Quartet war am 10. Mai im Kulturkreis
Zollikon zu Gast.
Barbara Altwegg
© Zürichsee-Zeitung; 15.05.2009; Zolliker Bote Der Name des Ensembles kommt, so liess Marcel Ege verlauten, aus der
griechischen Mythologie und war der Name der «rosenfingrigen
Morgenröte». Ein Aspekt des differenzierten und expressiven
Gitarrenspiels dieses Ensembles ist damit bereits wunderbar poetisch
umschrieben und wurde an diesem Abend auch umgesetzt.
Die vier sehr begabten, seit über zwanzig Jahren zusammen
musizierenden Gitarristen Marcel Ege, Martin Pirktl, David Sautter und
Michael Winkler sassen in der reformierten Kirche im Berg dem Publikum
in einer Reihe gegenüber und liessen in atemberaubender, über die Jahre
zur «Selbstverständlichkeit» gewordener Präzision und Konzentration, mit
sensibel fliessender Leichtigkeit und immer neuer Freude, ja
Schelmenhaftigkeit über gewisse Stellen in ihrer Musik den Zuhörer am
Spiel teilnehmen.
Farbige Spielpalette
Von den anfangs sehr eingänglich gespielten, musikalisch
verständlichen Transkriptionen von Rossini, Bizet und Saint-Saëns
wechselten die Künstler zur Reihe der Kompositionen, die sie für ihr
20-Jahr-Jubiläum letztes Jahr in Auftrag gegeben hatten. Eine herrliche,
nochmals andere, unerhört farbige Spielpalette eröffnete sich da dem
Zuhörer. Immer in höchster Konzentration vorgetragen, reichte sie vom
zartesten innigen Pianissimo wie in «On a hot summers night» über eine
stiefelstampfende, an die russische Folklore angelehnte Weise bis zur
letzten Melodie im Programm, die mit rhythmischen Klopf- und
Reibgeräuschen auf den Gitarren an sehr melodiöse, spannende Tonfolgen
gekoppelt waren.
Ein reichhaltiger Fächer von Jazz, südamerikanischen Tanzrhythmen
und spannenden Kombinationen also brillierte hier, wie die «dance
bohème», in der zu einer Melodie mit synkopierenden Schlägen auf die
Saiten ein fugenmässig-eigenwillig verarbeiteter Tango erklang. Die
Musik basierte übrigens auf einer Gruselgeschichte auf dem Friedhof mit
nächtlichem Wirbeltanz der Toten, wo alles erst wieder zur Ruhe kommt
beim Aufleuchten des erstenMorgenlichts – EOS again!
Einen einzigen Wermutstropfen gab es für die Schreibende an diesem
reichen, brillanten und dichten Abend, den sie als Anregung verstanden
wissen möchte. Die Musiker vollbrachten eine unglaubliche Leistung an
künstlerischer Virtuosität und Durchhaltevermögen, das ist unbestritten –
es fehlte aber für sie und für das Publikum eine Abwechslung in der
Besetzung der Konzertstücke. Wie köstlich hätte doch die Melodie einer
einzigen Gitarre die Aussage eines Quartettstückes noch zusätzlich ins
Licht setzen können oder was hätten wir für eine Erfahrung gemacht mit
einem Stück zwischendurch von drei so begabten Gitarristen? Lassen wir
uns doch einfach überraschen bei einem nächsten Mal.
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